Die Frage von Fehlbildungen nach invasiver Kinderwunschbehandlung ist seit fast 20 Jahren Thema. Vor dieser Zeit war man einfach davon ausgegangen, dass es kein Problem gibt, bzw. hat diese Frage mit nur kleineren Kohorten untersucht. Aktueller Wissensstand ist, dass die Fehlbildungsrate bei „unerfülltem Kinderwunsch“ erhöht ist, dies aber unabhängig davon, mit welcher Methode oder ob ggf. auch spontan eine Schwangerschaft eingetreten ist. D.h. das Auftreten von Fehlbildungen ist eher Folge der zugrunde liegenden Subfertilität als der eingesetzten Methodik.
Eine aktuelle Arbeit hat epigenetische Veränderungen bei Kindern nach IVF, ICSI oder spontaner Konzeption untersucht (Natalie Whitelaw et al. Epigenetic status in the offspring of spontaneous and assisted conception. Human Reproduction, im Druck). Fazit: Es gibt mehr dieser Veränderungen in der Gruppe der nach ICSI gezeugten Kinder sowie mehr Veränderungen – unabhängig von der Konzeptionsform – abhängig von der Zeit bis zum Eintritt der Schwangerschaft. Diese epigenetischen Veränderungen können schlimmstenfalls zu schweren Fehlbildungssyndromen führen, dies ist extrem selten. Allerdings sind sie auch, bereits bei minimalen Veränderungen, Ursache von Schwangerschaftspathologien wie Präeklampsien, Wachstumsretardierungen etc. Eine höhere Rate an diesen Auffälligkeiten ist bei Kinderwunschpaaren bekannt, so dass hier eine gewisse Kausalität geklärt werden konnte.
Demnächst wird außerdem eine Arbeit erscheinen, die die Fehlbildungsrate nach dem Transfer zuvor tiefgefrorener Embryonen im Vergleich zum Transfer nicht tiefgefrorener, „frischer“ Embryonen verglichen hat (S. Pelkonen et al. Major congenital anomalies in children born after frozen embryo transfer: a cohort study 1995–2006. Human Reproduction). Ergebnis: kein Unterschied in der Fehlbildungsrate durch den vorangehenden Einfrier- und Auftauvorgang.
Auch durch diese neuen Arbeiten werden also bestehende Daten bestätigt und das aktuelle Vorgehen in der Risikoberatung bestärkt.